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Liebe, bergeweise: Reiseberichte

Liebe Leserin! Lieber Leser!
Schön, dass du den Weg auf meine Homepage gefunden hast. Hier findest du die sechs Reiseberichte, die Sophia und Hugo von ihrer Hochzeitsreise, ihrer "ganz persönlichen Reise in 80 Tagen um die Welt", an Familie und Freunde schicken.
Viel Freude beim Lesen und noch ein bisschen intensiver Eintauchen in "Liebe, bergeweise"!
Eure Eva Putz
Alle Geschichten, die unter dieser Rubrik zu finden sind, wurden von mir verfasst. Die Verwendung der Texte oder von Auszügen daraus, bedarf meiner ausdrücklichen Erlaubnis und ist ohne diese verboten.
Bericht aus Ägypten (25. April – 1. Mai)
Kairo, Gizeh, Alexandria, Suez-Kanal – so viele Namen, die wir aus dem Geschichtsunterricht kannten. Alles wollten wir anschauen … Dann aber haben wir Anwar kennengelernt und durch ihn hat uns „die Siegreiche“ (= arabischer Name Kairos) mit all ihren schönen, aber auch mit ihren hässlichen Seiten gepackt und wir haben unsere gesamte ägyptische Zeit in der Metropole verbracht.
Die Bauwerke und Ruinen, all diese Zeugen von bis zu 6000 Jahren Geschichte zu sehen, war unvergleichlich schön und hat uns zutiefst beeindruckt! Die Luft war heiß (Tageshöchsttemperaturen von bis zu 32 Grad), aber halbwegs erträglich (in manchen Stadtteilen Kairos auch stickig und stinkig). Wir haben wahnsinnig viel gesehen und noch viel mehr erlebt und erfahren und so ist dieser Bericht weniger eine Aufzählung der besuchten Sehenswürdigkeiten, als vielmehr eine Schilderung unseres kurzen Eintauchens in das Leben hinter den touristischen Kulissen Kairos. Warum? Das war so:
FREITAG, 25.4.
Bei unserer Fahrt vom Flughafen ins Zentrum erwischten wir einen jungen Taxi-Fahrer, Anwar (= das Licht/der Erleuchtete), der recht gut französisch sprach. Er war so begeistert von der Möglichkeit, sich mit uns auf Französisch zu unterhalten, dass er uns auf alle möglichen Sehenswürdigkeiten hinwies und uns mit seinem umfassenden Wissen darüber erstaunte. Er war sehr sympathisch und so fragten wir ihn, ob er uns am nächsten Tag als privater Reiseführer noch mehr von „seiner Stadt“ zeigen wolle. Zuerst winkte er verlegen ab. Er sei nicht der Richtige für diese Aufgabe. Dann aber konnten wir ihn doch überreden, was sich als absoluter Glücksgriff herausstellen sollte.
SAMSTAG, 26.4.
Gemeinsam mit Anwar durchstreiften wir zuerst das koptische Viertel, das mit seinen vielen ehrwürdigen Kirchen, Moscheen und Synagogen einen Ruhepol in der hektischen Großstadt bildet (so viel war uns bereits nach unserer ersten Nacht in Kairo klar). Die berühmte koptische „hängende Kirche“ haben wir uns tatsächlich auch von innen angeschaut, alles andere von außen, da es uns die kleinen Gassen, die Steinmauern und kunstvoll gestalteten Fassaden angetan hatten. Der späte Nachmittag war dann dem Besuch des sehr vollen, sehr lauten und sehr lebendigen islamischen Viertels mit all seinen verwinkelten Gassen, seinen Moscheen und Basaren (Suq-el-Attaba, Chan el-Chalili) gewidmet sowie dem Besuch in einem Teehaus und dem Einkauf von Kostproben verschiedenster ägyptischer Spezialitäten, an die wir uns alleine wahrscheinlich nie herangewagt hätten. (Rezepte für Mahshi = verschiedene gefüllte Gemüse und für Umm Ali = ägyptischer Brotpudding bringen wir mit!!!) für ein Picknick im nahegelegenen Al-Azhar Park. Dort genossen wir nicht nur das Essen und die Erholung für unsere Füße, sondern auch den Ausblick auf die Stadt, die kühlere Luft und einen wunderschönen Sonnenuntergang, der die Stadt in ein bezauberndes Licht tauchte. Außerdem hörten wir den Ruf der Muezzine von den verschiedenen Minaretten zum Abendgebet besonders gut. Anwar stellte uns viele Fragen zu unserem Leben in Österreich bzw. Frankreich und wir ihm zu seinem in Ägypten. Er stellte sich als sehr informiert und fortschrittlich denkend heraus. Anscheinend war sein Vater ein Anhänger der Revolution von 2011 und hat diese Einstellung auch an seine Kinder weitergegeben, auch wenn es nicht mehr empfehlenswert ist, diese öffentlich zu vertreten.
Anwar ist 23 Jahre alt und lebt mit seiner 13-köpfigen Familie in einer Hütte auf dem Dach eines Gebäudes, dessen Hausmeister sein Vater ist. Diese Dachbehausungen sind eigentlich nicht legal, aber aufgrund des enormen Bevölkerungswachstums gibt es in Kairo eine große Wohnungsnot und wenn man mit ein bisschen Bakschisch nachhilft, drücken die Behörden ein paar Augen zu. Immerhin leben hier ungefähr 100 000 (!) ÄgypterInnen so wie Anwar und seine Familie. Anwars Familie, das sind eine Großmutter, zwei Tanten, ein Onkel, zwei jüngere Cousins und eine jüngere Cousine, seine Eltern, ein älterer Bruder, Anwar selbst und zwei jüngere Schwestern. Die älteren Frauen der Familie verlassen das Dach nur, um auf den Markt zu gehen, wo sie die Ernte aus ihren auf dem Dach angelegten Gärten verkaufen. Der Onkel und ein Cousin sind Taxifahrer wie Anwar. Der Bruder, Zuberi, hat ein paar Jahre lang am Abend nach der Schule als Müllsammler gearbeitet und vor ein paar Monaten eine um einiges besser bezahlte Stelle in einer Aludosen-Recycling-Anlage in Manshiet Nasser gefunden. Manshiet Nasser ist ein Stadtviertel von Kairo, das auch „Müllstadt“ genannt wird (70 000 EinwohnerInnen!). Hierhin wird fast der ganze Müll von Kairo gebracht, von Frauen und Kindern händisch sortiert und anschließend werden in verschiedenen Recycling-Betrieben direkt vor Ort unglaubliche 90 % (!) wiederverwertet. Dazu später noch mehr. Die Familienmitglieder Anwars (auch die Mädchen!) gehen noch zur Schule. Das ist etwas Besonderes und nur durch den finanziellen Zusammenhalt aller Familienmitglieder möglich, denn Schulbesuch in Ägypten ist zwar offiziell kostenlos, in Wirklichkeit aber doch mit Kosten verbunden, die für die niedrigen Einkommen oft fast nicht finanzierbar sind. Zum Glück für Anwar und seine Geschwister hat ihr Vater selbst eine Schule besucht, Französisch gelernt und so auch seinen Hausmeisterposten gefunden, der zwar nicht sehr angesehen ist, aber für ein regelmäßiges Einkommen sorgt. Für ihn war es klar, dass seine Kinder etwas lernen müssen, um irgendwann aus der relativen Armut herauszukommen. Stolz erzählte uns Anwar speziell von seiner 18-jährigen Schwester Yanara (= strahlendes Licht), die ihrem Namen anscheinend alle Ehre macht und die Schule noch in diesem Jahr mit ausgezeichneten Noten abschließen wird. Erst lange nach Sonnenuntergang brachte uns Anwar in unser Hotel zurück. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag für eine weitere Stadtführung. Natürlich bezahlten wir ihm seine mit uns verbrachten Stunden. Mit den 100,- ägyptischen Pfund, die wir ihm pro Tag zahlten, verdiente er mehr als mit seinem eigentlichen Brotjob, für uns waren die 5,- Euro pro Tag gut verschmerzbar und einen besseren Reiseführer konnten wir uns nicht wünschen. Kairo durch die Augen eines Einheimischen zu sehen, ist genau das, was wir uns für unsere Reise erhofft hatten.
SONNTAG, 27.4.
Den Vormittag und Mittag verbrachten wir ganz gemütlich in unserem Hotel (das Zimmer war nicht viel größer als das Bett, aber sehr sauber und ordentlich, mit einem luxuriösen Bad, mit Whirlpool und Dampfdusche. Auf dem Dach gab es ein kleines Bar-Restaurant, Liegestühle und Sonnenschirme. Anwar holte uns mit seinem Taxi ab und chauffierte uns nach Gizeh, durch sehr ärmliche Straßenzüge, in denen Ziegen und Schafe nicht abgeholte Müllsäcke nach Lebensmitteln durchsuchten, bis zur Stadtgrenze, von wo aus wir bereits das Ausflugsziel des Tages erblickten: Die Pyramiden und die Große Sphinx von Gizeh, die sich – für uns überraschend – nur knapp außerhalb der Stadt befinden. Nachdem wir den Anblick ausreichend gewürdigt hatten, mieteten wir Kamele, um an diversen Ausgrabungsstätten vorbei auf die Südseite der riesigen Grabbauten zu gelangen, von wo aus man einen tollen Blick auf alle sechs Pyramiden hat. Obwohl wir nicht ganz die einzigen TouristInnen waren (Achtung! Untertreibung des Jahrhunderts!), waren wir hin und weg von diesem zeitlos erscheinenden Anblick, dem schaukelnden Gang der Kamele, der Wüsten-Atmosphäre und auch vom Sonnenuntergang, der die Pyramiden in dieses warme, überirdische Licht tauchte, das uns schon im Al-Azhar Park entzückt hatte. Wir waren froh, dass wir unsere Jacken mitgenommen hatten, da es – wie erwartet – rasch kühl wurde. Auf der Fahrt zurück ins Hotel verabredeten wir uns für den nächsten Nachmittag, um die „Stadt der Toten“ zu besuchen. Anwar meinte zwar, wir hätten doch nun schon die Nekropole von Gizeh gesehen und wollte uns schönere Sehenswürdigkeiten empfehlen, aber da wir uns nicht viel unter einer „bewohnten Nekropole“ vorstellen konnten, wollten wir unbedingt hin. Als er merkte, dass wir bei unserem Entschluss blieben, gab er zu, dass er oft in dem Viertel war, da er immer wieder in einem ehrenamtlichen Verein mithalf, der eine private Grundschule betrieb. Anwar und seine Geschwister spielten manchmal am Nachmittag mit den Kindern und machten Hausübungen mit ihnen.
MONTAG, 28.4.
Als er uns abholte, fragte Anwar als Erstes sehr schüchtern, ob wir Lust hätten, seine Schwester kennenzulernen. Er habe ihr von uns erzählt und sie würde uns sehr gerne treffen. Sie träume davon, irgendwo mit einem Stipendium Medizin zu studieren, und sei sehr interessiert an Informationen aus erster Hand über westeuropäische Länder und Universitäten.
Natürlich waren wir einverstanden. Immerhin war uns Anwar sehr sympathisch und wir würden sicher nicht so schnell wieder die Gelegenheit erhalten, uns in Kairo persönlich mit einer jungen Muslima zu unterhalten. Er schrieb Yanara, dass sie uns nach ihrem Unterricht bei der eben erwähnten Privatschule treffen sollte.
Die Besichtigung der „Stadt der Toten“ war bestürzend, aber – ehrlich gesagt – auch unheimlich spannend. Eigentlich handelt es sich um fünf, viele Jahrhunderte alte Friedhöfe, die ursprünglich ein Stück außerhalb Kairos lagen, inzwischen aber mit der Stadt zusammengewachsen sind. Es gibt unzählige gepflegte, aber noch mehr desolate Mausoleen, Gräber und sakrale Monumente, die sich über mehrere Quadratkilometer nördlich und südlich der wunderschönen Zitadelle von Salafin (mit der zauberhaften Alabaster-Moschee) erstrecken. Aber es sind hier eben nicht nur Grabmale zu finden, sondern auch eine grob geschätzte Million sehr lebendiger, aber sehr armer BewohnerInnen, die zwischen, neben, auf und in den Grabstätten leben oder hausen. Zwischen marmornen Katakomben und Mausoleen stehen Betten und Öfen, spielen Kinder, verwenden Frauen Teile von Holzsärgen als Bügelbretter, leben Familien „in morbider Nachbarschaft“ mit teilweise sehr hochrangigen Toten. Kinder werden in diesem Slum geboren, wachsen hier auf und haben nur wenig Chancen, ihrem Stadtviertel jemals zu entkommen. Doch obwohl aus allen Ecken und Gesichtern die Armut schreit, gibt es doch Hoffnungsschimmer, wie z.B. die Schule, von der Anwar uns erzählt hatte, aber auch andere private Initiativen die Kindergärten und Grundschulen betreiben, sodass nicht mehr alle Mütter ihre Kinder zur Arbeit mitnehmen müssen. Diese Kinder lernen lesen und schreiben, Mathematik und Englisch, spielen, singen und basteln. Sie dürfen ein paar Stunden am Tag einfach nur Kinder sein. Wenn man aus einem Industrieland kommt oder nur Bilder sieht, kann man sich die Situation nicht vorstellen. Mit umgerechnet nur 20 Euro pro Monat, kann ein Kind aus dem Slum gerettet und ihm eine Perspektive eröffnet werden, einigen Erwachsenen werden Jobs geboten, als HausmeisterIn, Reinigungskraft, Köchin oder Koch, KindergärtnerIn und LehrerIn. Da diese Einrichtungen mitten in der Müllstadt entstehen, können die Kinder mit Gleichaltrigen aus ihrem Milieu unterrichtet werden und sind somit nicht dem Spott und der Verachtung ausgeliefert, die sie in Schulen außerhalb ihres Stadtviertels erleben. So können sie in einem geschützteren und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Rahmen auf höhere Schulen vorbereitet werden.
Nachdem wir große Teile der Nekropole durchwandert und viele Bauwerke besichtigt hatten (inkl. der beeindruckenden Alabaster-Moschee), führte uns Anwar schließlich zu „seiner“ Schule, wo bereits Yanara auf uns wartete, die ein paar Kindern eine Geschichte vorlas. Als sie uns kommen sah, lächelte sie schüchtern, ließ sich aber nicht stören. Schließlich klappte sie das Buch zu und kam zu uns. Sie sah ihrem Bruder wahnsinnig ähnlich und ihr Französisch war noch besser als seines, was sie unter Beweis stellte, als sie uns durch das relativ neue Gebäude mit mehreren Unterrichtsräumen führte. Wir lernten auch die Schulleiterin kennen und gaben ihr ein bisschen Geld als Spende für die Schule. Sie freute sich sehr darüber und über unsere Komplimente für die wichtige Arbeit, die hier geleistet wurde.
Yanara, am Anfang noch etwas zurückhaltend, taute rasch auf und beantwortete alle unsere Fragen lebhaft und humorvoll. Auch an Anwar war uns dieser Sinn für Humor bereits positiv aufgefallen. Bald unterhielten wir uns wie alte Freunde. Wir saßen vor dem Schulgebäude, redeten über unser Leben in Europa und über unsere Eindrücke von Kairos verschiedenen Stadtvierteln, von denen wir noch lange nicht alle gesehen hatten. Anwar und Yanara überboten sich mit Aufzählungen, was wir unbedingt noch anschauen müssten. Wieder hörten wir von den „Müllstädten“, allerdings nur, weil diese einen Besuch nicht wert waren. Wir konnten uns nichts darunter vorstellen und löcherten die beiden nach näheren Informationen. Während sie noch versuchten, uns begreiflich zu machen, wie es in diesen slumartigen Vierteln der Stadt zu ging, sprang Yanara plötzlich auf um zu telefonieren. Sie redete schnell und aufgeregt. Nach ein paar Minuten kam sie strahlend zurück: Sie habe gerade mit ihren Eltern telefoniert und gefragt, ob sie uns zum Essen mitbringen dürften. Die Eltern hatten sehr überrascht reagiert, würden sich über unseren Besuch aber sehr geehrt fühlen, wenn wir an ihrem einfachen Abendessen teilnehmen wollten. Als auch Anwar begeistert in die Einladung einstimmte, überlegten wir nicht lange und nahmen dankend an. Wir interviewten die beiden Geschwister, wie wir uns zu verhalten hätten, was wir anziehen sollten, was ein angemessenes Gastgeschenk wäre. Wir verließen die Totenstadt und ließen uns von Anwar bei einem Supermarkt in der Nähe unserer Unterkunft absetzen. Dort kauften wir ein paar Kleinigkeiten für die Familie ein: ein großes Glas ägyptischen Zitrus-Honig (wir hatten ihn schon selbst probiert – ein Genuss!) und eine Auswahl an Obst und Süßigkeiten. Im Hotel machten wir uns frisch und spazierten dann zur angegebenen Adresse. Yanara, die uns unten erwartete, entschuldigte sich verlegen, dass sie uns nicht über die Haupttreppe des Hauses hinaufführen könne, da diese den Besitzern und offiziellen Mietern vorbehalten sei. Wir versicherten ihr, dass wir kein Problem damit hätten, die „Dienstbotentreppe“ zu benutzen. Der letzte Teil der „Treppe“ entpuppte sich als Leiter, über die wir eine Art Fensteröffnung erreichten, durch die wir durchkletterten. Oben angekommen mussten wir uns sehr beherrschen, um nicht mit offenem Mund und angewurzelt stehen zu bleiben. So hatten wir es uns nicht vorgestellt: Wir waren auf einem riesigen Flachdach angekommen, auf dem mehrere Hütten standen, mit dünnen Lehmwänden, Wellblechdächern und bunten Tüchern als Eingangstüren. Wir konnten schon mehrere Familienmitglieder sehen, die noch eifrig am Kochen waren. Tische, Stühle und Gedecke für unser Abendessen standen im Freien bereit. Alles sah sehr ärmlich, aber auch sehr gepflegt aus und der Ausblick auf die Stadt war gewaltig. Ein großer Teil der Dachfläche wurde von Gemüsebeeten und Blumentöpfen, Satellitenschüsseln und voll behängten Wäscheleinen beansprucht. Auf dem breiten Geländer räkelten sich drei Katzen. Nun kam Anwar auf uns zu, im Schlepptau einen Mann, der ihm und Yanara wie aus dem Gesicht geschnitten war, einer kleinen, eher rundlichen Frau und einem jungen Mann, der unserer Gastgeberin sehr ähnelte. Yanara und Anwar stellten uns unseren Gastgebern vor. Wie wir es gelernt hatten, begrüßte Hugo zuerst den Vater, Sekani (= der Lachende, der Heitere), Sophia die Mutter, Nafia (= Edelstein). Dann überreichten wir unsere Geschenke und lernten den Rest der Großfamilie kennen:
Großmutter = ihren Namen haben wir nicht erfahren, weil alle „Sitti“ zu ihr sagen = Oma. Wir konnten uns auch nicht direkt mit ihr unterhalten, weil wir keine gemeinsame Sprache hatten.
Tante Khepri (= Morgensonne) (ihr Mann ist schon lange verstorben)
Ihr Sohn: Essam (21, der Taxifahrer) (= Sicherheit, Schutz)
Tante Kiki (= Mädchen des Wunderbaums) & Onkel Marik (= Wächter des Pharao)
Ihre Kinder: Bennu (12, Schüler) (= Adler) und Nashwa (10, Schülerin) (= Freude)
Und natürlich die Kinder von Nafia und Sekani:
Zuberi (= der Starke), Anwar (= der Erleuchtete), Yanara (= strahlendes Licht) und Hanya (= die Einzigartige) (14, Schülerin)
Die Großmutter und ihr verstorbener Mann stammten ursprünglich aus der Gegend um Assuan. Sie waren auf Arbeitssuche nach Kairo gekommen und konnten zu Verwandten auf das Dach dieses Hauses ziehen. Seither lebten sie hier und nach ihnen bereits die 3. Generation.
Während wir anderen uns unterhielten, legten die älteren Frauen noch letzte Hand bei der Zubereitung der Speisen an. Nashwa, Bennu und zwei jüngere Kinder vom Nachbardach flitzten auf klapprigen Rollern um uns herum und die Großmutter saß an einer Nähmaschine, die eigentlich in ein Museum gehört.
Ab und zu hielt sie inne und richtet eine Frage an uns, die die anderen gleich ehrerbietig übersetzen. Unsere Antworten nahm sie mit einem zahnlosen Lächeln entgegen.
Als Erstes fragte sie uns nach Kindern. Wir erzählen, dass wir gerade erst geheiratet haben. Yanara übersetzte ihre erstaunte Reaktion über unser schon so weit fortgeschrittenes Alter, aber auch ihre Glückwünsche und ihren Segen, dass uns viele Kinder geschenkt werden mögen.
Dann wurde aufgetischt. Zum großen Vergnügen der Damen kosteten und lobten wir alles. Glücklicherweise schmeckte das meiste wirklich auch unseren europäischen Gaumen und so fiel uns das Lob nicht schwer.
Nach dem Essen wurde Tee und Süßes serviert und wir fragten uns gegenseitig Löcher in den Bauch. Anscheinend hatten Anwar und Yanara schon viel von dem erzählt, was sie von uns erfahren hatten, und so waren wir rasch in ernsthafte Gespräche vertieft. Wir erkundigten uns nach der Schule, den Dach-Pflanzungen, dem Taxifahren, der Revolution, der Müllstadt und vielen anderen interessanten Themen und freuten uns über die vielen Informationen, die wir erhielten. Nur das mit den Müllstädten (anscheinend gibt es mehrere davon) konnten wir uns nicht vorstellen. Wir sagten, dass wir uns das selbst anschauen möchten. Da entspann sich eine rege, beinahe hitzige Diskussion auf Arabisch, von der wir natürlich kein Wort verstanden. Schließlich wendete sich Sekani wieder an uns. Anscheinend war die Familie uneinig, ob es nicht zu gefährlich für uns wäre, ein Müll-Viertel zu besuchen und auch keine Werbung für Kairo. Sekani war aber der Meinung, dass es wichtig wäre, auch die negativen Seiten Kairos kennenzulernen, und so hatte er beschlossen, dass er uns am folgenden Tag gemeinsam mit Anwar zu Zuberis Arbeitsplatz begleiten und uns die Gegend zeigen werde. Zuberi wollte seinen Chef fragen, ob wir die „Aluminium-Fabrik“ besichtigen dürften. Er war sich aber ziemlich sicher, dass wir die Erlaubnis dafür bekommen würden, weil der Chef sehr stolz auf sein Unternehmen war und immer wieder auch ausländische Besucher herumführte. Yanara gab uns die Ratschläge der anderen weiter: Wir sollten möglichst einfache Kleidung anziehen und am besten ein Halstuch, das wir uns gegen Gestank und Staub vor Mund und Nase halten konnten, nicht zu viel Geld und keine Wertgegenstände mit uns herumtragen. Mit vielen englischen Dankesworten und ägyptischen „Shukrans“ bedanken wir uns nicht nur für das Angebot, sondern auch für die Besorgnis, die aus den Gesichtern der Gegner des Plans spricht. Es war spät geworden und wir verabschiedeten uns. Die Geschwister begleiteten uns noch ein Stück Richtung Hotel, dann gingen sie wieder zurück und wir fielen bald in unser Bett.
DIENSTAG, 29.4.
Nach einem gemütlichen Vormittag mit ausgiebigem Frühstück und einem Spaziergang durch die Gassen in der Nähe unseres Hotels, holte uns unser privater Guide mit seinem Auto ab und wir fuhren in die Müllstadt.
Es war genauso, wie es uns Anwar und die anderen erzählt hatten und doch ganz anders. Bei den Schilderungen fehlten nämlich der Geruch (besser gesagt, der unvorstellbare und beinahe unerträgliche Gestank!), die verschmutzte Luft, die die Augen und Nasenschleimhäute reizt und sich an Haut, Haaren und Kleidung festsetzt. Es fehlte der Staub, der Schmutz, das überwältigende und unüberschaubare Ausmaß der Müllberge und vor allem der Anblick der (vor allem) Frauen, die im Müll stehen und mit bloßen Händen sortieren, sortieren und sortieren. Jeden Tag. Stundenlang. Es fehlten ihre unter dem Schmutz erstarrten, maskenhaften Gesichter, ihre gebeugten, ausgemergelten Gestalten, ihr sie durchschüttelnder Husten und ... wahrscheinlich das Schrecklichste von allem: die Babys in den Tragetüchern und die Kleinkinder zu Füßen ihrer Mütter.
Beim Niederschreiben dieses Berichts fehlen uns die Worte, um auch nur annähernd die Gefühle auszudrücken, die das Erlebnis in uns hervorgerufen hat ...
MITTWOCH, 30.4.
Nach einem Vormittag im ägyptischen Museum nutzten wir Kairos öffentliche Verkehrsmittel, um ein paar Stadtviertel zu besuchen, die wir noch nicht gesehen hatten. Wir konnten es nicht so richtig genießen. Zu präsent waren uns die Bilder vom Vortag. Am Abend stand ein Konzert von Aber Neehme in der Kairoer Oper auf dem Programm. Wir waren hin- und hergerissen, ob wir überhaupt hingehen sollten. Doch innerhalb kurzer Zeit zog uns die Stimme der libanesischen Sängerin in ihren Bann und die Klänge des Chors und des Orchesters halfen mit, uns mit der Welt zu versöhnen. Der Gegensatz zwischen Arm und Reich, Tradition und Moderne, Geschäft und Kultur wurde uns einerseits noch stärker bewusst, andererseits erkannten wir, dass wir den Lauf der Dinge nicht von heute auf morgen ändern konnten. Wir nahmen uns vor, im Kleinen daran zu arbeiten.
DONNERSTAG, 1.5.:
Am letzten Tag unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Nil, mit einer Feluke, einem der typischen Nil-Segelboote, etwas das auch Anwar und seine Schwester noch nie zuvor gemacht hatten. Wir luden sie ein, die Fahrt mit uns zu unternehmen. Das war – wie die meisten Flussfahrten – eine sehr beruhigende Erfahrung, nach all dem Lärm, der Hektik und der Hitze der Stadt und – ebenfalls wie meistens – schenkte uns der Blick vom Wasser aus, noch einmal einen neuen Eindruck von der Stadt, von der wir in den vergangenen Tagen so viele verschiedene Gesichter kennengelernt hatten.
Unsere Lektüre:
Agatha Christie: „Tod auf dem Nil“
Vielleicht nicht ganz passend zu unseren jüngsten Erlebnissen, aber es war herrlich, diesen Klassiker gemeinsam zu lesen.
Bericht aus Malaysia (1.-7. Mai)
Wir hatten nicht vor, sehr lange in der Großstadt zu bleiben und setzten diesen Entschluss auch rasch in die Tat um. So faszinierend Kuala Lumpur mit seinen vielen farbenfrohen Tempeln, Pagoden, Kirchen, Moscheen und Minaretten, Wolkenkratzern und den dazugehörigen Menschen und Essensangeboten ist, so schmutzig ist sie auch. Überall liegt Abfall. Die Luft ist gerade zu dieser Jahreszeit besonders stickig. Sonne und heftige Gewitter, bei denen das Wasser für kurze Zeit wadenhoch steht, wechseln sich ab und damit ist die Luft sehr feucht und warm – also nicht ganz das Richtige für uns. Natürlich haben wir die Petronas Towers gesehen (man müsste schon die Augen geschlossen halten, um sie nicht zu sehen), waren in den Lake Gardens und im Chinese Night Market und haben einen ausgedehnten Stadtspaziergang gemacht, um das exotische Flair auf uns wirken zu lassen. Und es hat wirklich was! Vor allem das Nebeneinander von modernen und altehrwürdigen Gebäuden und der Mix an Kulturen hat uns begeistert. Dafür haben aber 1,5 Tage ausgereicht und dann ging es per Mietauto in die Heimat des malaysischen Tees und der malaysischen Erdbeeren.
Die Cameron Highlands liegen auf ca 1500m Seehöhe und so ist es hier zwar auch oft regnerisch und feucht, aber nicht so warm. Am Abend zogen wir ganz gerne unsere Jacken an. Die Landschaft ist paradiesisch! Rundherum Regenwald unter anderem mit Baumfarnen (also so Farne wie wir sie auch bei uns kennen, aber ganz oben auf hohen Baumstämmen) und dazwischen grüne – mit Teepflanzen bewachsene – Hügelketten, die man auf feuchten Pfaden durchwandern kann, was wir auch ausgiebig gemacht haben. Wir haben zum ersten Mal mitbekommen, wie die Teeerzeugung überhaupt abläuft! Wichtigste Aha-Erlebnisse:
- Weißer, grüner, Oolong und schwarzer Tee stammen von derselben Pflanze!
- Teepflanzen sind immergrüne Büsche oder kleine Bäume, die hier allerdings durch die häufige Ernte nur 1-1,2m hoch sind.
- Tee kann alle 6-14 Tage von derselben Pflanze geerntet werden!
- Die Pflanzen können mehrere hundert Jahre alt werden.
Bei unseren Wanderungen durch die Teeplantagen sind wir auch an Erdbeerfarmen vorbeigekommen. Wie bei uns im „Erdbeerland“ kann man dort – nicht zu teuer – selbst Erdbeeren pflücken und sie schmecken himmlisch! Auch durch verschiedene Teesorten haben wir uns im ganzen Land durchgekostet, egal ob heiß oder als Eistee, aber vor allem in Form des „teh tarik“, des „gezogenen“ Tees. Bei der Zubereitung dieses malaysischen Nationalgetränks wird starker Schwarztee mit gesüßter Kondensmilch vermischt und ganz oft in hohem Bogen hin- und hergeleert (da wird teilweise eine Show abgezogen, wie bei uns von einem Barkeeper, der einen Cocktail mixt). Das Ergebnis ist ein cremig-schaumiges Getränk, das erfrischend und köstlich ist. Ob es uns zu Hause auch so gut schmecken würde? Hier trinken wir es jedenfalls zu jeder Gelegenheit.
Auf unserer Kreuzundquer-Route in den Norden Malaysias und in Richtung Thailand haben wir die Abgeschiedenheit gesucht und kleine Dörfer mit offenen, freundlichen Menschen, dichte Regenwälder und versteckte Wasserfälle gefunden. Außerdem mehr oder weniger einsame Buchten, in denen wir uns erfrischt und sogar einmal geschnorchelt haben (auf der Insel Perhentian Kecil = haufenweise Dschungel umgeben von weißen Sandstränden).
Unsere Lektüre:
Nevil Shute: „Eine Stadt wie Alice“
Der Beginn der Geschichte spielt ja in Malaysia (früher Malaya), auch wenn sich die wahre Begebenheit so ähnlich in Sumatra abgespielt haben soll. Flora, Fauna, Landschaft und vor allem Witterung der beiden Länder ähneln sich aber angeblich sehr. Das Buch vor dieser Kulisse und bei den hier herrschenden hohen Temperaturen zu lesen, hat uns die Schicksale von Jean Paget und Joe Harman noch eindrücklicher miterleben lassen.
Bericht aus Thailand (7.-13. Mai)
Unser erstes Ziel war der große Buddha von Phuket, den wir per Motorrad erreichten. (Hugo hatte ein Aha-Erlebnis: seine frisch Angetraute hat einen A-Führerschein! Da er keinen hat, sitzt er hinten ;-)). (Achtung Linksverkehr!) Die Marmorstatue ist von Weitem zu sehen, ist sie doch immerhin 45m hoch und sitzt auf einem Hügel. Durch Reiseberichte waren wir darauf vorbereitet, dass es sehr touristisch sein würde, aber wir waren schon sehr früh da, und so war der Menschenauflauf nicht allzu schlimm. Die Aussicht von oben ist herrlich, der große Buddha wirklich sehr groß, die Menschen freundlich und der Anblick der vielen orangegekleideten Mönche extrem malerisch. Uns hat der etwas kleinere Bronze-Buddha hinter dem Marmor-Buddha fast besser gefallen, weil seine Augen geöffnet sind und auch sein Lächeln eine Spur besser zu Hermann Hesses Worten aus „Siddharta“ passt: „[…] das […] stille, feine, undurchdringliche, vielleicht gütige, vielleicht spöttische, weise, tausendfältige Lächeln Gotamas, des Buddhas […].“(FN*1)
Dieses Lächeln haben wir auf unserer weiteren Reise durch Thailand noch unzählige Male gesehen: auf Buddhastatuen, Bildern des Dalai Lama und im Gesicht vieler Mönche. Von Phuket sind wir per Autostopp (das geht in Thailand wirklich einfach, weil die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit sind!) und per Eisenbahn (wir haben die „Brücke am Kwai“ überquert!) über mehrere Stationen bis Bangkok gefahren. Einmal haben uns zwei Burschen auf ihren Motorrollern mitgenommen (mit unseren Trekking-Rucksäcken!) – sehr abenteuerlich!, eine Fahrt haben wir auf der Ladefläche eines Lieferwagens zurückgelegt, die anderen Mitfahrgelegenheiten waren normale Autos.
Nach zwei Tagen konnten wir die Thai-Nationalhymne (fast perfekt) mitsingen, da sie jeden Morgen und Abend an allen öffentlichen Plätzen abgespielt wird und wir haben uns bemüht, unsere Kleidung ein bisschen an der Tagesfarbe zu orientieren. Bei unserer Ankunft in Phuket hatten wir beide zufälligerweise ein grünes T-Shirt an und es fiel uns auf, dass wir nicht die Einzigen waren. Am Donnerstag war Sophias Sommerkleid orange und Hugos T-Shirt gelb. Da sahen wir, dass viele ältere Menschen ebenfalls teilweise orange gekleidet waren. Wir machten uns schlau und erfuhren, dass das mit Göttern, Glück und Wochentagen zu tun hat und beschlossen, uns an den verbleibenden Tagen ebenfalls zu bemühen, uns passend anzuziehen: Freitag – blau – war einfach, Samstag – lila – für Sophia ebenfalls kein Problem, Hugo wurde mit einer lila Blüte im Knopfloch ausgestattet. Am Sonntag glänzten wir beide in Rot, der Montag sah uns in Gelb. Unser Abflug am Dienstag von Bangkok nach Tokyo rettete uns vor einem Auftritt in Rosa. Bis dahin bekamen wir aber immer wieder Komplimente von Thailändern, denen unser Eingehen auf ihre Kultur auffiel.
Unsere Strecke:
Phuket – an der Westküste entlang nach Norden (zwischen kilometerlangen Sandstränden und bergigen Regenwäldern), fast bis zur Grenze zu Myanmar) – Ranong (hier ist mit ca. 60 km die schmalste Stelle der Halbinsel zwischen der Adamansee und dem Golf von Thailand) dann an der Ostküste entlang nach Norden – von Chumphong mit dem Zug bis Prachuap Khiri Khan, weiter bis Ratchaburi und dann nach Bangkok.
Bangkok haben wir uns nur ganz kurz „gegeben“. Mai ist hier der drittfeuchteste und sogar der zweitheißeste Monat im Jahr und mit allzu viel Smog wollten wir uns auch nicht belasten. so beließen wir es bei einer Stadtrundfahrt (sehr empfehlenswert) und einem Abendessen bei einer der mobilen Garküchen, bevor es zum Flughafen ging.
Unser Fazit:
Thailand ist eine spannende Mischung zwischen Einfachheit und Überfluss, malerisch-einsamen Buchten und überlaufenen Touristenattraktionen, freundlichen Menschen und Touristenabzocke, Tradition und Moderne. Dass wir das Essen hier ganz besonders genossen haben, brauchen wir wahrscheinlich nicht zu betonen. Wir werden Thailand aber auch in guter Erinnerung behalten, als Land des Lächelns, der Toleranz und Lebensfreude, der Geckos in unterschiedlichsten Farben und der Geisterhäuschen (sooo cool!!!) neben jedem Gebäude.
Unsere Lektüre:
Hermann Hesse: „Siddharta. Eine indische Dichtung“
Auf unserer Reise orientierten wir uns weniger am ersten Teil von Siddharthas Erfahrungen, als vielmehr am Beginn des zweiten Teils, der ganz dem entsprach, was wir empfanden: „Siddhartha lernte Neues auf jedem Schritt seines Weges, denn die Welt war verwandelt, und sein Herz war bezaubert. […] Schön war die Welt, wenn man sie so betrachtete, so ohne Suchen, so einfach, so kinderhaft. Schön war Mond und Gestirn, schön war Bach und Ufer, Wald und Fels, Ziege und Goldkäfer, Blume und Schmetterling.“(FN*2) Wie Siddhartha sind wir an Flüssen, aber auch am Meer gesessen und haben zugehört. Ach, es war sooo schön!
(FN*1) Hesse, Hermann: Siddharta. Eine Indische Dichtung, Suhrkamp Verlag, 1974, S. 120
(FN*2) Hesse, Hermann: Siddharta. Eine Indische Dichtung, Suhrkamp Verlag, 1974, S. 41
Bericht aus Japan (13.-21. Mai)
Was sollen wir sagen? Japan ist anders. Japan ist vielfältig. Japan ist faszinierend. Unsere Flüge von Bangkok nach Seoul und weiter nach Sapporo (auf der nördlichen Hauptinsel Hokkaido) waren etwas anstrengend (Abflug von Bangkok um 1:20 Uhr), aber es war ein Schnäppchen und passte mit unseren Plänen perfekt zusammen. Wir fuhren gleich mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter nach Süden, auf die nördlichste Spitze der Insel Honshu, nach Hirosaki, kurz ins Hotel und dann hatten wir tatsächlich das heißersehnte Glück: Dank des bisher eher kühlen Frühjahres durften wir das Ende der Kirschblüte rund um die Burg Hirosaki erleben. Es war umwerfend! Die vielen Bilder, die wir davon schon gesehen haben, werden dem Erlebnis nicht gerecht. Auf ihnen spürt man nicht das laue Lüftchen, das die Blütenblätter durch die Luft und in Spiralen auf dem Boden tanzen lässt. Man riecht nicht den umwerfenden Duft der 2600 (!) Kirschbäume, sieht nicht, wie dick der Blütenteppich die Burggräben bedeckt und wie gemütlich es ist, wie die Japaner unter den Bäumen zu spazieren, zu picknicken und den Anblick einfach nur zu genießen. Wir hatten also gleich an unserem ersten Tag in Japan unser persönliches Kirschblütenfest (oder „hanami“ = Blüten betrachten). Erst am späten Abend (wunderschöne Beleuchtung!), rissen wir uns los. Voller Ehrfurcht vor der Gabe der Japaner, sich derart an der Natur zu erfreuen, fielen wir glücklich in unser Bett.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Tokyo und zwar fast die ganze Zeit mit dem Shinkansen. Das Land ist mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300km/h an uns vorbeigerast und nach 5 Stunden waren wir im Zentrum des größten Ballungsraumes der Welt mit beinahe 40 Millionen Menschen! Wie erwartet, war diese Begegnung etwas überwältigend und wir nach der Beschaulichkeit der Kirschblüten etwas überfordert. Da Tokyo aber trotz der Menschenmassen wunderbar geordnet ist, der öffentliche Verkehr auch hier perfekt funktioniert, die Menschen sehr ruhig, freundlich, hilfsbereit und diszipliniert sind und es vor allem die wunderschönen Parks mit ihren Schreinen zum wieder Durchatmen und zur Ruhe kommen gibt, haben wir 2,5 tolle Tage hier verbracht. Als Allererstes haben wir eine Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus gemacht, um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Danach ging es zu Fuß und mit der U-Bahn weiter. Im Akihabara-Distrikt ist uns der Mund offen stehengeblieben, als wir die unzähligen Manga- und Animé-Geschäfte gesehen haben und dazu die vielen (hauptsächlich, aber nicht nur) jungen Leute in Kostümen. In der Hoppy Street machten wir den Mund wieder zu, damit uns die vielen Köstlichkeiten in den japanischen Pubs (izakya) nicht herausfielen. Zum Verdauen sind wir am Sumida-River entlangspaziert, wir haben die Aussicht vom Tokyo Skytree genossen und auch sonst alle möglichen touristischen Attraktionen besucht und viele Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Wir Landmäuse haben uns dann aber trotzdem sehr auf unsere Ausflüge aus der Stadt hinaus gefreut.
1) Wanderung auf den Mount Buko (ca. 2h westlich von Tokyo): nicht so überlaufen, heiliges Wasser, vermutlich gut beschildert (wir haben ja nichts verstanden ;-)), schöne Aussicht und beim Hinuntergehen Besuch der kleinen, aber sehr malerischen buddhistischen Tempel- und Gartenanlage Saizen-ji.
2) Ritsurin-Park: ein japanischer (Wandel-)Garten auf 75ha, am Rand der Stadt Takamatsu, mit dem Zug 3h von Tokyo entfernt. Bootsfahrt, japanische Teestunde, 1000 kunstvoll beschnittene Kiefern, verschiedenste Blumen (darunter 4000 Schwertlilien, von denen gerade die meisten geblüht haben – Ich hätte Sophia beinahe nicht mehr von dort wegbekommen, so überwältigt war sie vom Anblick und vom Duft ihrer Lieblingsblumen!!!) – und nicht zu viele BesucherInnen (bzw. verteilen sie sich sehr gut auf der großen Fläche).
3) Besuch der Stadt Nikko (ca. 140km nördlich von Tokyo) mit Übernachtung in einem Thermen-Gasthaus im Stadtteil Kinugawa Onsen: Hier haben wir japanische Badekultur vom Feinsten erlebt und viel über die (sehr frechen, aber heiligen) Japanmakaken gelacht. Außerdem hatten wir ein Aha-Erlebnis: Habt Ihr gewusst, dass es die Vorlage für die Affen-Emojis schon seit vielen Jahrhunderten gibt, dass sie aus Japan stammen und dass die Darstellung als Affen auf ein japanisches Wortspiel zurückzuführen ist? Wir nicht! Hier (in Nikko) gibt es eine Fassadenschnitzerei der drei Affen Minai, Kikanai und Iwanai (von mizaru, kikazaru, iwazaru = nichts sehen, nichts hören, nichts sagen) aus dem 17. Jahrhundert! Auch unsere kleine Wanderung im Nikko-Nationalpark war ein tolles Erlebnis und hat unseren „Erinnerungsspeicher“ noch einmal mit wunderschönen Bildern und Eindrücken gefüllt. (Schreine, Seen, Wasserfälle, noch mehr Makaken, Hochmoor, Wald, viele Blumen, freundliche Einheimische). Japan, wir werden dich vermissen! 日本、寂しくなりますね
Heute eine letzte Nacht in Tokyo, dann geht es weiter nach … Vancouver, Kanada!
Unsere Lektüre:
Sujata Massey: „Die Tote im Badehaus“ (1. Teil einer vielbändigen Reihe)
Der Krimi selbst ist eher harmlos, aber wir hatten das Gefühl, dass die japanische Kultur gut beschrieben wurde. Somit hat die Geschichte sehr zu unserem Eintauchen in das Flair dieses Landes mit beigetragen. Vor allem die Beschreibung der Badekultur hat uns wirklich weitergeholfen. Als Touristin und Tourist hatten wir nicht so viel echten Kontakt zu Einheimischen und können daher (glücklicherweise) den Eindruck von Fremdenfeindlichkeit, den die Hauptperson Rei Shimura am eigenen Leib spürt, nicht bestätigen. Uns gegenüber waren alle sehr höflich und hilfsbereit. Was sie über uns gesagt haben, konnten wir natürlich nicht verstehen.
Bericht aus Kanada - Teil 1 (22. Mai – 28. Mai)
DONNERSTAG, 22. Mai:
Bei unserer Ankunft am Flughafen Vancouver sind wir hauptsächlich hungrig und müde und (ausnahmsweise!) uneinig, was wir machen sollen. Kompromiss: Wir gehen frühstücken. Bei Café und Croissant besprechen wir die verschiedenen Möglichkeiten. Ach ja, es ist ein „Französischer Tag“, weshalb wir bald darauf von einem älteren, sehr eleganten Paar angesprochen werden, das am Nebentisch sitzt, und – wie wir bald erfahren – aus Québec stammt. Julie und Eric fragen uns, woher wir kommen, sie haben uns französisch sprechen gehört. Sie machen einen sehr sympathischen Eindruck, wir erzählen ein bisschen von uns und von unserer Hochzeitsreise à la Jules Verne. Sie fragen, was wir in Kanada alles anschauen wollen. Wir zählen ein paar Ziele in und um Vancouver auf und sagen, dass wir mit einem Mietauto an die Ostküste fahren wollen. Sie erzählen uns, dass man die Strecke an die Westküste auch mit dem Zug zurücklegen könne. Der sogenannte „Canadian“ fährt zwischen Vancouver und Toronto, braucht vier Tage und vier Nächte, man schläft im Zug, bewundert die Gegend aus einer Glaskuppel heraus und hat ab und zu für ein paar Minuten die Gelegenheit auszusteigen und sich die Beine zu vertreten. Für Besichtigungen unterwegs wäre allerdings keine Zeit. Sophias Augen beginnen zu leuchten! Ganz deutlich sind in ihnen die Worte „Wie Phileas Fogg, nur ein bisschen nördlicher!“ zu lesen (Sophia behauptet, das sei gar nicht wahr, aber ich versichere euch, ich habe es gesehen! ;-)). Julie und Eric dürften es auch gesehen haben, denn plötzlich legen sie zwei Tickets auf den Tisch und meinen, wenn wir möchten, könnten wir die haben. Sie hätten eigentlich vorgehabt, ihre Hochzeitsreise von vor 25 Jahren zu wiederholen, und wären deshalb vor einer Woche hierher geflogen, hätten einiges besichtigt und sollten am Samstag „The Canadian“ besteigen. Vor drei Stunden haben sie einen Anruf bekommen, dass sich ihr Sohn den Oberarm gebrochen und das dritte Enkelkind beschlossen hat, vier Wochen zu früh auf die Welt zu kommen. Sie müssen gleich zu ihrem Gate. Sie haben beim Kaffee überlegt, was sie mit ihren Zugtickets machen sollten, als sie uns reden hörten. Sie würden uns die Reise gerne schenken. Was wir dazu sagen? Wir sagen erst einmal gar nichts. Wir sind sprachlos. Sophia erholt sich zuerst und fragt nach, ob sie das ernst meinen und was die Tickets denn kosten. Julie lacht und versichert uns, dass wir die Tickets haben können, falls wir wollen. Es gibt keinen Haken an der Sache, außer, dass wir Vancouver bereits am Samstag, also am übernächsten Tag wieder verlassen müssten und somit nicht viel von Vancouver sehen würden. Sie wollten kein Geld dafür. Immerhin würde die Reise ohnehin verfallen, falls niemand sie antritt. Eric schiebt die Tickets über den Tisch. Dann erheben sich die beiden. Sie müssen ihren Flieger erwischen. Wir beeilen uns, aufzuspringen und sie zu umarmen. Wir wünschen uns gegenseitig eine gute Reise, dann sind sie weg. Hätten wir nicht die Fahrkarten vor uns liegen, würden wir es nicht glauben. Sophia recherchiert „The Canadian“ natürlich sofort im Internet und grinst dabei immer mehr, bis ihr Gesicht plötzlich erstarrt. „Die spinnen, die Quebecer!“, flüstert sie und hält mir ihr Telefon hin. Sie hat den Preis für die Reise gefunden ...
Unser erster Weg in Vancouver führt uns zur Pacific Central Station, dem Abfahrtsbahnhof des „Canadian“. Die Buchung kann so kurzfristig nicht storniert und das Geld nicht an die Käufer retourniert werden. Aber vor ungefähr einer Stunde hat eine Mrs. Quieron angerufen, um anzukündigen, dass wir voraussichtlich ihre Plätze einnehmen werden. Wir geben uns geschlagen und erlauben uns, uns auf die Reise zu freuen. Nachdem wir noch einige Auskünfte eingeholt haben, machen wir uns endlich auf den Weg in unsere Unterkunft, einem halbwegs günstigen Hostel. Inzwischen sind wir todmüde, aber nach den vielen Stunden in Flughäfen, Flugzeug, Bahn und Bus lockt uns der Sonnenschein. Wir folgen dem Rat des Rezeptionisten und machen uns auf den Weg in den fünf Minuten entfernten Sunset Beach Park. Wir haben keine Augen für das Meer, breiten unsere Badetücher aus und schlafen ein. Es ist bereits nach 19 Uhr Vancouver-Zeit als wir aufwachen. Unsere Tokyo-Bäuche schreien nach Mittagessen. Indisch? Italienisch? Thai? Nepalesisch? Japanisch? Chinesisch? Alles finden wir, nur kein Lokal, das etwas mit Ahornsirup anbietet. :-) Nach vielen Tagen asiatischen Essens entscheiden wir uns für Pizza und Pasta. Danach sind wir bereit für unseren ersten kanadischen Sonnenuntergang und einen Spaziergang durch das nächtliche Vancouver. Beides sehr schön! Auf dem Nachhauseweg findet Sophia mit schlafwandlerisch sicherem Schritt die Vancouver Public Library, die Stadtbibliothek, deren Fassade ein bisschen wie ein römisches Amphitheater aussieht. Sophias sehnsüchtige Blicke und Seufzer helfen nichts. Für heute ist die Bibliothek bereits geschlossen.
FREITAG, 23. Mai
Trotz unserer ausgedehnten Siesta schlafen wir auch in der Nacht sehr gut und erwachen zu ortsüblicher Frühstückszeit, mit Lust auf Süßes, das wir in der Bäckerei und Konditorei gleich um die Ecke finden. So gestärkt, machen wir uns daran, unseren Vancouver-Tag so gut wie möglich zu nutzen. Die Route steht bereits fest, nachdem wir am Abend noch ein paar Seiten mit Tipps zu „Vancouver In One Day“ zu Rate gezogen haben. Die App für die allgegenwärtigen Mieträder haben wir ebenfalls heruntergeladen und einen Account für uns angelegt. Schon kann es losgehen, auch der leichte Nieselregen kann uns nicht stoppen. Wir flitzen von einem touristischen Ziel zum nächsten. Ausruhen können wir uns in den nächsten Tagen. ;-)
Unser erstes Ziel verschafft uns einen Überblick über Vancouver und Umgebung („Vancouver Lookout“ auf dem Harbour Center in Downtown). Weiter geht es nach Gastown mit der „Steamclock“ (pünktlich zur Viertelstunde stößt sie unter lustigen Geräuschen Dampfwolken aus – wir warten gleich die nächste Viertelstunde auch noch ab!). Nächstes Ziel ist die kleine, aber feine Bill Reid Gallery mit genialen Skulpturen des namengebenden Künstlers und die Coastal Peoples Fine Art Gallery – WOW! Am Yachthafen entlang fahren wir auf der „Seawall“ mit ihrem überwältigenden Ausblick auf die Skyline von Vancouver bis in den Stanley Park. Wir umrunden die Halbinsel und machen unterwegs Pausen und Fotos bei beeindruckenden Totempfählen und anderen Kunstobjekten und natürlich beim Hollow Tree. Wir testen die Wassertemperatur an den verschiedenen Stränden (Hugo meint, es reicht, die Füße hineinzuhalten, Sophia hat wie immer ihren Bikini mit und gönnt sich ein – äußerst! - erfrischendes Bad). Danach überqueren wir den „False Creek“, um uns auf einer „Food Walking Tour of Granville Island“ durch den „Public Market“ und unzählige regionale Spezialitäten zu futtern. Nach immerhin fast 20km Radtour sind unsere Speicher jetzt wieder (mehr als) aufgefüllt. Danach schlendern wir durch Geschäfte mit Kunstgegenständen aller Art. Die Tasche für Mitbringsel war schon vorher überfüllt! Wir beobachten Straßenkünstler, Einheimische und Touristen, genießen die Atmosphäre und schließen den Tag mit einer Improvisations-Theater-Aufführung ab. Danach geht es per Fähre und zu Fuß in unser Quartier. Erschöpft aber glücklich schlüpfen wir ins Bett.
SAMSTAG, 24. Mai:
Wir stehen früh auf, kaufen Frühstück in „unserer“ Bäckerei, bringen unser Gepäck zum Bahnhof und verbringen noch zwei sonnige Stunden im wunderschönen Queen Elizabeth Park, dem höchsten Punkt Vancouvers, mit seinem traumhaften Gewächshaus mit exotischen Pflanzen, Vögeln und Fischen. Um 13 Uhr holen wir unser Gepäck und gehen zur Business Lounge für alle „Canadian Prestige Class“-Reisenden, wo unsere Luxus-Reise so richtig beginnt. Bevor wir unsere großen Rucksäcke abgeben – wir werden sie erst in Toronto wiedersehen –, stärken wir uns mit den angebotenen Getränken und Snacks. Es dauert nicht lange, dann sind alle unsere Mitreisenden eingetroffen und wir klettern nur mit unserem Handgepäck in den Zug, der für die nächsten Tage unser rollendes Zuhause sein wird. In unserer Kabine lassen wir uns erst einmal auf das gemütliche Ecksofa fallen, von wo aus wir versuchen, zu erraten, wo und wofür was ist. Dann gehen wir auf Erkundungstour.
Unsere Luxus-Kabine ist ungefähr 1,5x so groß wie ein 6er-Coupé in einem österreichischen Zug. Das Sofa schaut teilweise in Fahrtrichtung, großteils aber in Richtung des Fensters. Es gibt einen kleinen Tisch, dessen Platte sich in verschiedene Richtungen schwenken lässt, einige kleine Regalflächen in Kopfhöhe, einen Fernseher und eine Tür, die in ein kleines Bad führt. Dort finden wir ein Klo, ein Waschbecken und eine kleine Dusche mit allem, was man für vier Tage braucht. Alles ist kompakt, funktionell und qualitativ hochwertig eingerichtet. Wir haben nicht viel auszupacken und als der Zug zu rollen beginnt, beeilen wir uns, aus dem Fenster zu schauen. Das ist das, was wir in den nächsten vier Tagen neben schlafen, essen und lesen hauptsächlich machen werden. Nachdem wir die Stadt verlassen haben, wagen wir uns aus unserem Kokon hinaus, um unsere Umgebung zu erkunden. Noch ist es ungewohnt, dass alles wackelt, aber wir werden uns sicher bald daran gewöhnen. Wir kommen an anderen Kabinentüren vorbei – insgesamt scheint es sechs in unserem Waggon zu geben – und wechseln in den nächsten Wagen, in dem es eine Bar gibt, an der wir anscheinend jederzeit warme und kalte Getränke und Snacks holen können, die wir in unserer Kabine, an einem der Bartische oder ein paar Stufen höher, im sogenannten „Rooftop“ genießen können. Wir gehen die Stufen hinauf und entdecken das, wofür der „Canadian“ berühmt ist: Sitze wie in einem normalen Zugabteil, aber mit einer Glaskuppel und oberhalb der normalen Waggondächer. Wir haben ungestörten Blick in alle Richtungen. Bis zum „Dinner“ machen wir es uns hier bequem, genießen die Fahrt Richtung Norden und beginnen schön langsam zu realisieren, was wir für Glückskinder sind. Auch während des Abendessens, das im Speisewagen serviert wird, aus drei Gängen besteht und delicious ist, schauen wir dauernd aus dem Fenster. Wir fahren entlang von Seen, über Brücken, entlang von steilen Berghängen, immer wieder durch kurze, aus dem Felsen gehauene Tunnel. Als es dunkel wird, ziehen wir uns in unsere Kabine zurück, wo bereits das Bett von der Wand heruntergeklappt und hergerichtet worden ist. Sehr viel mehr als ins Bett gehen, ist jetzt nicht mehr möglich ...
SONNTAG, 25. Mai
Sophia ist früh aufgewacht, hat im Bar-Waggon Yoga gemacht und vom Kellner erfahren, dass wir ungefähr zwei Stunden Verspätung haben. Das ist anscheinend recht normal, weil Personenzüge stehenbleiben müssen, wenn Güterzüge kommen. Uns ist nicht ganz klar, warum es dafür keinen fixen Fahrplan gibt, aber für uns ist das ein Vorteil, weil wir dadurch erst in die Rocky Mountains kommen, wenn es hell wird. Bevor es so weit ist, weckt Sophia Hugo auf. Mit dampfenden Kaffeetassen beziehen wir wieder unsere Plätze im Observation Waggon und erleben einen Sonnenaufgang in den Rocky Mountains. – Ohne Worte!
Frühstück – Mittagessen – Nachmittagsimbiss (Canapés) – Abendessen, dazwischen viel schauen, ein bisschen lesen, schreiben, uns mit anderen Fahrgästen unterhalten und Bingo spielen. Der Tag vergeht langsam und doch schnell. Es fühlt sich alles ziemlich unwirklich an und ist wahnsinnig erholsam.
Die Landschaft ist traumhaft schön, auch wenn wir nicht ganz so ausflippen wie ein amerikanisches Pärchen, das anscheinend noch nie Berge gesehen hat. Es ist lustig, die beiden zu beobachten. Weniger cool reagieren wir beim Anblick unserer ersten Elche und Bighornschafe.
In Jasper müssen wir wieder einen Zug vorbeilassen. Wir steigen aus und gehen eine halbe Stunde lang entlang unseres Abstellgleises spazieren. Die Luft ist frisch und tut gut.
MONTAG, 26. Mai
Den nördlichsten Punkt unserer Reise haben wir gestern passiert, heute geht es nach (Süd-)Osten, Richtung Saskatoon. Unsere Körper scheinen sich an das dauernde Schaukeln gewöhnt zu haben, weil wir aber früh schlafen gegangen sind, geben wir uns auch heute wieder einen Sonnenaufgang. Die Landschaft hat sich total verändert. Hier ist es flach, es gibt kaum Bäume und auch wenn wir uns nicht vorstellen könnten, hier zu leben, gefällt es uns wahnsinnig gut. In Saskatoon haben wir wieder Zeit zum Beine vertreten. Von einem Ort ist weit und breit nichts zu sehen, wir stehen auf einem großen (Frachten-)Bahnhof, aber zwei Einheimische bieten einige lokale Spezialitäten zum Verkauf an. Die Saskatoon Berries sind um diese Jahreszeit noch nicht reif, aber in Form von Marmelade werden wir sie verkosten können.
Die Landschaft ist nun nicht mehr so spannend, deshalb erkunden wir weitere Teile des Zuges. Wir stellen fest, dass nicht alle so nobel und all inclusive unterwegs sind wie wir. Es gibt fünf verschiedene Ticketarten bzw. Klassen und wir haben das Golden Ticket gezogen. Bei uns ist auch die gesamte Verpflegung im Preis inbegriffen und vom Feinsten! Es gibt immer eine Auswahl zwischen einem vegetarischen und einem nicht-vegetarischen Gericht aus hauptsächlich kanadischen Produkten.
Während des Abendessens sehen wir hunderte Hirsche.
DIENSTAG, 27. Mai
Als wir aufwachen, hat sich die Landschaft wieder total verändert. Wir sind seit über 65 Stunden unterwegs und fahren an Seen vorbei und an bewaldeten Hügeln. Wir sind in der Provinz Ontario. Einen kurzen Aufenthalt in Winnipeg, bei dem die gesamte Crew ausgetauscht wurde, haben wir verschlafen.
Nach über 75 Stunden ist der Reiz des Neuen etwas abgeflaut, aber wir genießen den Müßiggang und das ruhige Tempo, sind total entspannt und lassen das Land an uns vorüberziehen, während wir verschiedene Kaffee- und Teespezialitäten ausprobieren und lesen. Bis Toronto werden wir mit dem dritten Teil von „Anne auf Green Gables“ fertig sein. Hugo kannte die Bücher noch nicht, Sophia hat sich gefreut, sie wieder einmal zu lesen. Sooo schön!
MITTWOCH, 28. Mai
Wir haben in der Nacht noch mehr Verspätung dazubekommen. Wir sagen allerdings dazu„gewonnen“, weil wir uns freuen, dass wir heute noch ein paar Stunden mehr von der Fahrt bei Tageslicht haben. Trotzdem sind wir dankbar, dass wir in Capreol ganz kurz aussteigen können.
Nach 95 Stunden erreichen wir Toronto, wo wir aus unserem rollenden Zuhause der letzten Tage aussteigen. Wir haben 4800km zurückgelegt, fast den ganzen Kontinent durchquert.
Was für ein tolles Erlebnis wir Julie und Eric verdanken!
Bericht aus Kanada - Teil 2 (29. Mai – 8. Juni)
Donnerstag, 29. – Freitag, 30. Mai:
Nach einer unruhigen Nacht (das Wackeln und Rattern des Canadian fehlen uns anscheinend) zieht es uns als Erstes wieder hinauf. Aus einer Höhe von 447m und durch Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichen, haben wir einen 360°-Rundumblick auf Toronto, eine Großstadt mit vielen Wolkenkratzern. Mit viel Fantasie sehen wir bis zu den Niagara-Fällen. Der CNTower schwingt leicht, am Lower Observation Level gehen wir auf einem (schmutzigen) gläsernen Boden, aber das ist nicht genug Nervenkitzel für uns. Nach der Beschaulichkeit der letzten Tage hätten wir gerne einen Adrenalinkick. Leider ist der EdgeWalk seit Monaten ausgebucht. Macht nichts! Dann versuchen wir es underground, im unterirdischen Einkaufs- und Fußgänger-Netzwerk PATH. Bei Regenwetter oder Minusgraden ist das riesige Angebot an Restaurants, Geschäften und Dienstleistern sicher sehr erfreulich, uns interessiert es aber dann doch nicht so sehr. Wir haben Hunger und da kommt uns unsere Food-Tour auf dem St. Lawrence Market gerade recht. Wir futtern und trinken uns durch zahlreiche lokale Köstlichkeiten. Danach erholen wir uns in einer Buchhandlung mit gemütlichen Ohrensesseln. Am Abend nützen wir den Hop-on-Hop-off-Bus und „hüpfen“ durch das multikulturelle Toronto, das wir kulinarisch bereits in Auszügen entdeckt haben: Chinatown, Little Italy, Greektown, Kensington Market. Uns bleibt der Atem weg. Wir hatten Französisch erwartet und haben Babel bekommen – nur ohne Streitereien. Im Gegenteil! Die Leute sind supernett und superhilfsbereit.
Nach einem sehr langen Tag mit vielen zu Fuß zurückgelegten Kilometern, schlafen wir in dieser Nacht deutlich besser. Frühstück gibt es wieder am St. Lawrence Market, dann holen wir unser Mietauto ab und fahren zu den Niagara Falls, wo wir mit sehr vielen anderen Touristinnen und Touristen eine mindblowing Bootstour unternehmen. Das Wasser ist so laut, dass wir nicht viel anderes hören und die Landschaft so beeindruckend, dass wir die Mitreisenden fast nicht mehr wahrnehmen.
Auf dem Weg zurück nach Toronto machen wir einen Abstecher an den Eriesee, wo Sophia die Ballade „John Maynard“ von Theodor Fontane aufsagt, die sie seit ihrer Schulzeit auswendig kennt. Den dramatischen Text in der historischen Umgebung zu hören, berührt uns beide tief. Wir schauen über den See zum Hafen von Buffalo, sehen den Rauch und die Flammen, hören die verzweifelten Rufe und immer wieder die Worte
„Und ein Jammern wird laut:
,Wo sind wir? wo?‘
Und noch 10 Minuten bis Buffalo.“ (FN*3)
Samstag, 31. Mai – Sonntag, 1. Juni:
Nach einem gemütlichen Abendessen mit kanadischem Bier in einem Pub mit dem vielversprechenden Namen „My Pub préféré“ und einer erholsamen Nacht, brechen wir zeitig Richtung Montréal auf. Unsere Zwischenhalte:
1) Boldt Castle: Dazu müssen wir in die USA einreisen, was wir per Ausflugsboot machen, weil das Schloss auf Heart Island, einer der Thousand Islands im Sankt-Lorenz-Strom liegt. Das Schloss sieht aus wie eine mittelalterliche Burg, stammt aber vom Beginn des 20. Jahrhunderts, der sogenannten Zeit der „Burgenromantik“, hat 120 Zimmer auf sechs Etagen und große Glasfenster, die die Räume angenehm hell machen. Es gibt tolle Parkanlagen, einen Triumphbogen, mehrere Türme, eine Bogenbrücke, ein Yachthaus, unterirdische Gänge, ein Billardzimmer, einen beheizten Swimmingpool, eine Bowlinganlage und haufenweise sonstige Annehmlichkeiten. Die Haustechnik ist auf dem Stand der Zeit der Bauarbeiten. Ein weiteres kleines Schloss ist eigentlich das Generatorenhaus und hat unter anderem einen Turm mit Uhr und Glockenspiel. Alles ziemlich überwältigend. Uns würde schon die Suite des Hausherren reichen. Er soll ein umfassend interessierter und gebildeter Mann gewesen sein und sehr gerne und viel gelesen haben. Die halbrunden Bänke unterhalb der Fenster in seinem Erker mit Blick über die Insel, laden dazu ein.
Das Land ist flach bis leicht hügelig, die Fahrt entlang der Grenze, die in der Mitte des Stroms verläuft, ist unspektakulär, aber schön.
2) Ottawa: Einen kurzen Abstecher in Kanadas Hauptstadt wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wie stellen unser Auto in der Nähe der Notre Dame of Ottawa ab, mieten wieder Fahrräder und nutzen das gute Radwegenetz der Stadt, um ein paar berühmte Bauwerke und Sehenswürdigkeiten zu sehen: Vorbei geht es an der National Gallery of Canada, mit der, „Maman“ genannten, zeitgenössischen Skulptur einer gigantischen Spinne. Durch den Major’s Hill Park fahren wir auf den Parliament Hill, das Zentrum der kanadischen Politik. Von hier aus sehen wir den Ottawa-Fluss, der die Grenze zwischen den Provinzen Ontario und Québec darstellt. Der Radweg am Ufer bringt uns bis zu einem Aussichtspunkt auf der Chaudière-Brücke, mit Blick auf mehrere Inseln, den Chaudière-Wasserfall und den dazugehörigen ringförmigen Staudamm. Am anderen Flussufer beginnt der Bezirk Québec mit der Stadt Gatineau. Hier radeln wir zum Denkmal für den Algonquin-Häuptling Tessouat, das neben dem kanadischen Nationalmuseum für Geschichte steht, einem architektonisch interessanten Gebäude auf heiligem Land der Algonquins. Durch riesige Fenster sehen wir in die „Große Halle“ des Museums, in der ungewöhnliche Häuserfassaden aufgebaut sind. Dem Internet entnehmen wir, dass es sich um Nachbauten von Gebäuden handelt, die vor circa 100 bis 150 Jahren in Dörfern an der pazifischen Nordwestküste standen. Jede Fassade repräsentiert einen anderen Stil, der sich in den indigenen Gesellschaften von der Süd- bis zur Nordküste entwickelt hat, und zeigt die kulturelle und architektonische Vielfalt der Region. Davor und daneben stehen einige Wappenpfähle, die auf die soziale und politische Stellung der damaligen Hausbewohner hinweisen. Außerdem gibt es verschiedene Skulpturen zu bestaunen und die überwältigende Größe des Gebäudes lässt vermuten, dass das Museum noch viel mehr zu bieten hat.
Nun bedauern wir es ein bisschen, dass wir nicht länger hierbleiben können, aber wir haben noch einen weiten Weg und viele andere spannende Entdeckungen vor uns. Wir schwingen uns auf unsere Fahrräder und überqueren auf der 120 Jahre alten Alexandra-Brücke, einer freitragenden Stahlfachwerkbrücke, den Fluss, um zurück nach Ottawa zu gelangen. Allerdings müssen wir alle paar Meter stehen bleiben und die Aussicht in uns aufsaugen. Egal, in welche Richtung wir schauen, es ist einfach nur atemberaubend, stunning oder époustouflant! Anscheinend haben wir Glück, dass wir die alte Brücke noch benützen können. Wie uns eine Einheimische erklärt, ist die Konstruktion – trotz ständiger Reparaturen – schon so korrodiert, dass sie durch eine neue Brücke ersetzt werden muss.
Bevor wir zu unserem Auto zurückkehren, machen wir noch einen kleinen Umweg über den sogenannten ByWard Market, wo wir uns mit Proviant eindecken.
Der Großteil der Strecke nach Montréal ist unspektakulär bis langweilig, auf fast schnurgeraden Straßen geht es zwischen Feldern, Bäumen und der Ahnung von Dörfern dahin. Wir jausnen und versüßen uns die Fahrt mit „Beaver Tails“, einem Schmalzgebäck in Form von Biberschwänzen.
Bei unserer Ankunft in Montréal ist es bereits dunkel. Trotzdem ist es noch ziemlich warm und die Luftfeuchtigkeit hoch. (Nicht so hoch wie in Kuala Lumpur!) Unser Zimmer ganz in der Nähe des alten Hafens ist winzig und stickig, und nach der ausgiebigen Jause im Auto haben wir das Gefühl, uns unbedingt noch etwas bewegen zu müssen.
Per Bixi-E-Bike machen wir uns auf den Weg „hinauf“. In Montréal bedeutet das, dass wir auf den namengebenden Mont Royal fahren. Die Aussicht vom Belvedère Kondiaronk soll die allerbeste sein. Nach vierzig Minuten und viel Wald haben wir die Plattform erreicht und sind begeistert. In der Nacht auf die Stadt hinunterzuschauen ist wunderschön. Die Lichter spiegeln sich im Sankt-Lorenz-Strom. Es gibt einige Hochhäuser, aber laut Gesetz ist keines höher als der Mont Royal.
Bei unserer Rückkehr ins Hostel sind wir so erschöpft, dass wir keinen Gedanken mehr an die Größe des Zimmers verschwenden.
Als wir aufwachen, regnet es und wir freuen uns! Hugo, weil er Regen sowieso liebt und Sophia, weil wir vereinbart haben, dass wir uns bei Regenwetter – nach einem Rundgang durch Vieux Montréal mit seiner Architektur aus dem 17. Jahrhundert und einer Bootstour auf dem Sankt-Lorenz-Strom – zwei Stunden Zeit für den Campus der McGill University nehmen und zwei Stunden für die Grande Bibliothèque. Sophia hat vor einigen Jahren eine Mitarbeiterin der Bibliothek kennengelernt und ist nun neugierig auf „BAnQ“ (= Bibliothèque et Archives nationales du Québec). Nach so viel Input sind wir erfüllt und erschöpft und freuen uns über ein gemütliches Essen in einer Brasserie in der Altstadt. Hugo versucht sich am „Quebecer Nationalgericht“ Poutine. Sophia kann der Mischung aus Pommes Frites, Bratensaft und Käse nichts abgewinnen und becirct die Köchin, ihr einen vegetarischen „Steamé“ zu machen, also einen Hot Dog im Montréal-Stil, all-dressed mit Senf, Zwiebel, Sauerkraut und einer würzigen Sauce – ohne Würstel! (Sie genießt ihr Essen deutlich mehr als Hugo seines.) Gestärkt durch die Kalorien, aber auch durch unterhaltsame Gespräche mit Personal und Gästen machen wir uns auf zum letzten Programmpunkt des Tages: einer „immersiven“ Ton- und Licht-Show in der größten und bekanntesten Kirche der Stadt, der Basilique Notre-Dame de Montréal. Nachdem wir die neugotische Kirche schon kurz während des Tages besichtigt haben, finden wir es spannend, sie nun „in ganz anderem Licht“ zu sehen. Für Sophia ist es allerdings dann doch eher entspannend. Sie wird von den Klängen in den Schlaf gewiegt und so gehen wir nach der Vorstellung direkt ins Bett.
Am nächsten Morgen packen wir unsere Rucksäcke und räumen das Zimmer. Dann verbringen wir einige Zeit beim Frühstück – die Montréaler Bagels sind extrem gut, wahrscheinlich brauchen wir heute nichts mehr zum Essen! – und in einer spitzenmäßigen Buchhandlung, bevor wir uns auf zu unserem letzten Programmpunkt in Montréal machen, der uns an Österreich denken lässt: Wir fahren mit der „Tyrolienne Montréal Zipline“ in der Nähe des alten Hafens vorbei am Riesenrad. Geworben wird damit, dass sie die längste innerstädtische Zipline Kanadas ist. Naja, da ist natürlich die Frage, wie viele Ziplines es in kanadischen Städten gibt ... Es ist lustig, was anderes, aber nicht besonders spektakulär.
Auf nach Québec Ville!
Montag, 2. Juni – Mittwoch, 4. Juni
Die Stadt Québec ist deutlich kleiner als die Hauptstadt und nach den letzten doch etwas turbulenten Tagen genießen wir den langsameren Rhythmus, die leiseren Stimmen und unsere (teilweise Regen-)Spaziergänge durch die verschiedenen Viertel. Natürlich fahren wir zur „Chute Montmorency“, dem Wasserfall, der dreißig Meter höher ist als die Niagarafälle, wir sparen uns das Geld für die Gondel und betätigen uns lieber sportlich, indem wir die Seilhängebrücke überqueren und die 487 Stufen entlang des Wasserfalls nicht nur hinunter, sondern auch wieder hinaufgehen. Wir genießen es, dass wir diesmal eine kleine Küche in unserer Unterkunft mitbenützen dürfen, gönnen uns aber natürlich trotzdem die eine oder andere traditionelle Spezialität, wie z. B. einen typischen Brunch mit oeufs bénédictins, crêpes mit Ahornsirup und Früchten, quiches, brioches, madeleines und croissants mit Schwarzbeermarmelade.
Häufig konsultieren wir verschiedene Wettervorhersagen, nervös, ob unser nächster ganz spezieller „In 80 Tagen um die Welt“-Moment stattfinden wird können. Und es klappt! Wir treffen uns mit Julie und Eric, wie telefonisch verabredet, am Startplatz unserer Ballonfahrt etwas außerhalb der Stadt. Trotz der frühen Uhrzeit sind wir hellwach. Wir sind gespannt auf die beiden und unsere gemeinsame Unternehmung. Doch kaum haben wir die ersten Worte gewechselt, ist es, als würden wir uns schon lange kennen. Das Paar ist genauso herzlich wie am Flughafen in Vancouver. Wir werden umarmt, als gehörten wir zur Familie, der es übrigens gut geht: Die frischgebackene Mutter ist wohlauf und die neue Enkeltochter Sophie gesund und wunderhübsch, die anderen Enkelkinder sind lieb und lustig (und anstrengend) wie eh und je und der Sohn hat zwar noch einen Gips, kann sich aber wieder selbst um den Haushalt kümmern. Nach den ersten Instruktionen durch die Pilotin hebt der Ballon ab und wir steigen auf. Bald sehen wir von Weitem auf Québec Ville hinunter. Ein hübscher Anblick. Noch ist es ziemlich laut, weil der Brenner aktiv ist, aber die Pilotin Emmanuelle, kurz Manu, verspricht uns baldige Stille. Die Stadt ist nur noch Spielzeug-groß, da haben wir unsere Flughöhe erreicht und es wird tatsächlich still ... Haben wir bis dahin noch versucht, über den Lärm des Brenners hinwegzuschreien, verstummen wir nun andächtig. Es ist unbeschreiblich schön. Unter uns Felder, Flüsse, Seen und Miniatur-Häuser, dazwischen Miniatur-Straßen mit vereinzelten Miniatur-Fahrzeugen, die in der aufgehenden Sonne glänzen. Das ganze Land ist in Morgenlicht getaucht, das sich rasch verändert, und rund um uns herum ist Weite und vollkommene Stille! Nicht einmal windig ist es im Korb, weil wir – wie uns Manu erklärt hat – gleich schnell wie die Luft unterwegs sind. Es ist zauberhaft! Jede Nervosität, die wir wegen dieses neuen Abenteuers verspürt hatten, ist verflogen und wir staunen und genießen. Julie und Eric weisen uns auf Landmarken hin, müssen aber selbst manchmal bei Manu nachfragen. Aus der Luft schaut doch alles noch einmal anders aus und vor allem die Entfernungen sind schwer abzuschätzen. Nachdem der erste Zauber verflogen ist, haben wir jetzt auch Zeit, von unserer Kanada-Durchquerung zu erzählen. Eric und Julie freuen sich sichtlich darüber, dass wir so begeistert von ihrem Geschenk sind, und wir freuen uns darüber, dass wir den beiden mit unserer Gegeneinladung ein kleines bisschen von ihrer Großzügigkeit zurückgeben können und vor allem, dass sie tatsächlich Spaß daran haben! Während der Landung nach gut zwei Stunden verstummen unserer Gespräche etwas. Zu viel gibt es zu schauen und ein bisschen aufregend finden wir es auch, obwohl alles gut verläuft. Die Crew ist schon vor Ort und beginnt gleich mit dem Einpacken der Ausrüstung, während wir noch mit Sekt und Orangensaft unsere BallonfahrerInnentaufe begehen. Dann werden wir zurück zu unseren Autos gebracht, wo wir uns eigentlich von Julie und Eric verabschieden sollten, aber keiner will so recht den Anfang machen. Wir fragen, ob sie noch mit uns frühstücken gehen möchten. Manu empfiehlt uns ein nettes Café ganz in der Nähe und so verlängern wir unsere gemeinsame Zeit um weitere zwei Stunden. Es fällt uns nicht leicht, auseinanderzugehen, aber schließlich winken wir uns zum letzten Mal zu und fahren in verschiedene Richtungen davon. Wir hoffen, dass unsere neuen Freunde ihr Vorhaben, im nächsten Jahr nach Europa zu kommen, in die Tat umsetzen werden.
Für uns sind die letzten Stunden in Québec Ville angebrochen, die wir vor allem dösend und lesend in den Plaines d’Abraham verbringen, einem hübschen Park am Wasser und doch mitten in der Stadt. Am Abend gehen wir noch einmal gut essen, um uns vor unserer Weiterfahrt nach Osten zu stärken ...
Donnerstag, 5. Juni – Samstag, 7. Juni
Wieder heißt es sehr früh aufstehen, denn die Fahrt in die Heimat von Anne Shirley, der Heldin aus „Anne auf Green Gables“, ist lang. Immerhin ziemlich genau 950km und 9-10 Stunden Fahrtzeit, falls wir keine Pausen machen. Aber natürlich machen wir welche. Zum ersten Mal verlassen wir die Autobahn (Route Transcanadienne E/Autoroute 20 E) bereits nach knapp 1½ Stunden, bei der verlockend klingenden Ausfahrt Saint-Jean-Port-Joli, um zu frühstücken und uns die Beine zu vertreten. Das machen wir an einem Picknicktisch im Parc des Trois-Bérets, mit einem wunderschönen Ausblick auf den hier bereits sehr breiten Sankt-Lorenz-Strom, Holzskulpturen, einer Hollywood-Schaukel, einem kleinen Hafen und einem kleinen roten Leuchtturm. Alles sehr gepflegt und unglaublich malerisch. Und am allerwichtigsten: Ein sauberes öffentliches Klo gibt es auch!
Weiter geht es auf der langweiligen Autobahn, von der aus man kaum etwas von der Landschaft sieht. Fast die ganze Strecke ist von Bäumen gesäumt. Die Ortsnamen auf diversen Hinweisschildern machen uns neugierig und während Sophia wieder am Steuer sitzt, recherchiert Hugo. Einige Bezeichnungen deuten auf die ursprünglichen BewohnerInnen der Gegend hin, wie z.B. Kamouraska = Algonquin für „wo Binsen am Rande des Wassers wachsen“ oder Monadnock = Abenaki für „Inselberg“. Hier ist anscheinend „La Montagne à Coton“ gemeint, ein kleines Wandergebiet, das zu erkunden uns sehr reizt. „Rivière-du-Loup“ lassen wir genauso unbesucht vorbeiziehen wie die unzähligen Seen und Flüsse, die wir auf dem Navi sehen. Wir müssen uns gegenseitig daran hindern, die Autobahn zu verlassen und stattdessen unsere Fahrt im gemächlichen Tempo von 60mph oder 100km/h auf fast schnurgeraden Straßen fortzusetzen. Nach vier Stunden lassen wir ganz unspektakulär die Provinz Québec hinter uns und kommen in die Provinz Nouveau-Brunswick oder New Brunswick. Es ist zwar nicht das, in dem Mrs. Pollifax lebt, weil das in New Jersey (USA) ist, aber Sophia hat trotzdem eine große Freude daran. Und auch die anderen Ortsnamen, auf die wir hingewiesen werden, machen uns Spaß: Da liegt Lille nicht weit weg von Quatre-Coins, das anscheinend nur eine Kreuzung quasi im Nirgendwo ist, es gibt eine Notre-Dame-de-Lourdes, haufenweise Heiligennamen, New Denmark auf der kanadischen Seite und New Sweden in den USA. Aber wir lassen alles an uns vorbeiziehen, sogar ein kanadisches Woodstock und machen erst in Fredericton, der Provinzhauptstadt, wieder Halt. Wir sind vor fast sieben Stunden aufgebrochen und brauchen dringend eine Pause ... In einem „Swiss Cottage“ genannten Lokal, das keinerlei Ähnlichkeit mit einem der namengebenden Originale aufweist, nehmen wir uns Zeit wir ein frühes Mittagessen, das uns von einem fröhlichen Kellner serviert wird. Die nächsten zwei Autobahn-Stunden gehen zäh dahin. Wir singen alle Lieder und spielen alle Wortspiele, die uns einfallen, und schaffen es irgendwie, nicht vor Langeweile zu sterben.
Dann erreichen wir endlich die Küste. Wir haben den Kontinent durchquert! In der Hoffnung auf Blicke aufs Meer oder sonstige Landschaft ohne Bäume verlassen wir den Veterans Highway und fahren auf der NB 955 weiter. Und tatsächlich: Immer öfter sehen wir Küstenlandschaft mit Häusern, Buchten und Wasser. Das hebt unsere Lebensgeister wieder ein bisschen und die vierzig Minuten bis zum Cape Jourimain vergehen rasch. Obwohl oder weil wir schon sehr erschöpft sind, legen wir hier noch eine Pause ein und genießen die Meeresbrise und den Anblick der 12,88km langen Confederation Bridge. – Beeindruckend!
Nach unserem kleinen Spaziergang steigen wir mit neu gewonnener Energie ins Auto, überqueren die Northumberlandstraße und erreichen Prince Edward Island und damit unsere 8. kanadische Provinz und unsere 6. kanadische Zeitzone. Die Fahrt ist eigenartig, aber auch schön. Die Insel ist nur schemenhaft zu erkennen, ansonsten Wasser, soweit das Auge reicht. Die Strecke zu unserem Selbstversorger-Cottage auf der Nordseite der Insel ist ein Klacks von 45 Minuten. „Unser“ Cottage ist eines von mehreren weißen Holzhäuschen, die lose verteilt auf einer Wiese zwischen vereinzelten Bäumen stehen. Mit ihren grünen Fensterläden, Giebeln und anderen Zierelementen und mit den Geranien in den Blumenkisterln schauen sie sehr hübsch aus. Die Inneneinrichtung entspricht nicht ganz unserem Geschmack, zu viele verschiedene Blumendekors und schwere Ledermöbel, aber das Bett ist angenehm fest, wie wir feststellen als wir uns erschöpft darauf fallen lassen. Es ist herrlich ruhig und innerhalb weniger Augenblicke schlafen wir tief und fest. Als wir wieder aufwachen, ist es früher Abend und wir erkunden unsere nähere Umgebung. Der Sankt-Lorenz-Golf ist nur Minuten entfernt. Während Sophia geradezu ins stürmische Wasser hopst, sitzt Hugo am Ufer und genießt den Anblick seiner Herzallerliebsten in der rauen Landschaft. Dann müssen wir etwas gegen unseren wachsenden Hunger unternehmen und radeln mit den Rädern, die zum Cottage gehören, zu einem nahegelegenen Bistro, das uns der Vermieter empfohlen hat. Hier soll es die besten Hummer von ganz PEI geben, wie ein Schild an der Hauswand selbstbewusst verkündet. Hugo lässt sich darauf ein und ist delighted!
Die nächsten Aktivitäten gibt es nur in Stichworten, weil wir versuchen, möglichst viel von der Insel zu sehen. Sie ist zwar nicht groß, aber die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, ist trotzdem herausfordernd.
Der erste Insel-Vormittag ist natürlich Anne und ihrer geistigen Mutter Lucy Maud Montgomery gewidmet und wir nehmen den „Combo Pass“, um alles anzuschauen, was es gibt.
Das Anwesen, das wir per Fahrrad erreichen, gehörte den Cousins der Autorin und ist heute der „Green Gables Heritage Place“. Hier fand LMM ihre Inspiration für Annes Welt und alles sieht so aus, wie wir es uns beim Lesen vorgestellt haben: das alte Landhaus zwischen Wiesen und Feldern, liebevoll eingerichtet wie in den 1880ern, der Teich („See der glitzernden Wasser“) und die Spazierwege. Leider sind wir nicht zur richtigen Zeit da, um „Balsam Hollow“ als weißen Blütentraum zu erleben, aber wir folgen natürlich der „Lovers Lane“ und durchqueren den „Haunted Wood“. Wir genießen es (mit vielen anderen TouristInnen, viele davon aus Japan!), auf Annes Spuren zu wandeln und, wie sie, „Raspberry Cordial“ zu trinken. Auf dem Spaziergang zu LMMs „Cavendish Home“, dem Haus ihrer Großeltern, in dem sie aufgewachsen ist, machen wir einen kleinen Abstecher zum Friedhof, wo sich das Grab der Autorin befindet. Seine Inschrift wird der viktorianischen Bestsellerautorin, Lehrerin und Mutter leider nicht im Geringsten gerecht:
Lucy Maud Montgomery
Macdonald
Wife of
Ewen Macdonald
Anschließend Picknick auf unserer Holzveranda, kurze Siesta, Ausflug nach Charlottetown – wir klappern fast alle Straßen ab, schauen in Auslagen, genießen Ausblicke und runden den Tag mit einem Abendessen in einem veganen Restaurant ab. Knackiges Gemüse und Salat – eine nette Abwechslung zu den „Frites“ oder wie sie hier wieder heißen „French Fries“, die uns inzwischen schon bei den Ohren herauskommen, die es hier aber natürlich auch gibt.
Für den nächsten Tag haben wir uns eine Inselrundfahrt vorgenommen. Wir starten früh in Richtung Nordteil der Insel, passieren Seaside (romantisches Hafenstädtchen) und fahren weiter Richtung West Point. Da wir eine Abzweigung übersehen (es ist kein großer Umweg), kommen wir nach O’Leary, wo uns der Hinweis auf das Canadian Potatoe Museum den ersten Strich durch unsere Rechnung macht. Wir waren beide noch nie in einem Kartoffel-Museum und beschließen, dass es keinen besseren Ort und keine bessere Zeit als hier und jetzt gibt. Immerhin wächst circa ein Drittel der kanadischen Erdäpfel auf PEI. Gebildet und gestärkt (im hauseigenen Restaurant gibt es verschiedene Kartoffelgerichte und wir haben das Frühstück ausgelassen) fahren wir weiter. Beim West Point warten rote Sandstrände, Dünen, ein schwarz und weiß gestrichender Leuchtturm mit angeschlossenem Hotel und das nächste Museum auf uns. Empfehlenswert!!!
An der Küste fahren wir weiter, halten an, um Fotos zu machen (bizarre Felsformationen, noch ein Leuchtturm, ein kleiner Friedhof, eine einsam gelegene Autowerkstatt etc.), dann erreichen wir „Norway“ (nicht in Norwegen!), Seacow Pond (wir sehen keine Seekühe) und schließlich das „North Cape“ (wenn man den Windpark und die Hochspannungsmasten im Rücken hat, ein schöner und einsamer Fleck mit Leuchtturm und „Stoamanderl-Bevölkerung“, die wir um eines vermehren.) Wir lassen uns vom Wind ein kurzes Stück den ausgeschilderten „North Cape Trail“ entlangblasen, kämpfen uns wieder zurück und schlüpfen auf die windgeschützten Autositze. Wir ziehen unsere Jacken aus und beratschlagen, wie wir weitermachen sollen. Für die Strecke bis zu unserem Cottage, entlang der Nordküste, müssen wir ohne Pausen ungefähr 2½ Stunden Fahrtzeit rechnen. Einstimmig beschließen wir, dass das für heute reicht. Nach fast 1½ Stunden weist uns ein Schild auf „Travellers Rest“ hin. Wir lechzen nach Kaffee, Tee und Kuchen und beschließen, dort halt zu machen. Aber keine Rast für uns Reisende: Der vielversprechende Name bezeichnet eine Kreuzung! Wir überlegen, ob wir zu der Ansammlung von Fastfood-Lokalen zurückfahren sollen, die wir vor einigen Kilometern gesehen haben. Sophia wäre fürs Umkehren, Hugo hat keine Lust dazu und auch nicht auf Fast Food. Wir fahren weiter. Unsere Laune ist im Keller und wir schweigen uns an. Da entdeckt Sophia einen Hinweis auf ein Café an einem Strand. Bis zu unserem Quartier und die umliegenden Lokale wären nur noch zwanzig Minuten zu fahren, aber Sophia biegt spontan ab, als folge sie einer inneren Stimme. Und ihre Intuition ist goldrichtig: Das Café, das zu einem Campingplatz gehört, bietet nicht nur eine große Auswahl an Mehlspeisen und mehrere Sorten Tee und Kaffee, sondern auch kleine warme Mahlzeiten an. Wir sind gerettet! Vom zweiten Stock aus schauen wir hinaus aufs Meer unter einem inzwischen ziemlich düsteren Himmel, planen den morgigen Tag und lassen es uns gutgehen. Die großen Fenster halten den Wind ab, aber nicht das Rauschen des Meeres. Das ist so beruhigend, dass wir bald um die Wette gähnen. Der Wind wird stärker und bläst nun auch Regen gegen die Fensterscheiben. Auf dem Weg zum Auto stemmen wir uns dagegen, 25 Minuten später laufen wir, die Regenjacken über die Köpfe haltend, vom Parkplatz zum Cottage. Dusche und Bett.
Unser letzter Tag auf dem (nord-)amerikanischen Kontinent besteht aus Frühstück und Einpacken, einer Fahrt quer über den Südteil der Insel bis Wood Islands, von wo aus uns eine Fähre nach Caribou, Nova Scotia und damit in unsere 9. kanadische Provinz bringt. Noch einmal knappe 1½ Stunden später erreichen wir den Flughafen von Halifax. Zuerst geben wir das Mietauto ab, dann unser Gepäck auf. Eingecheckt haben wir bereits gestern. Die Sicherheitskontrolle dauert ein bisschen, aber dann sind wir durch. Wir suchen uns einen Sitzplatz und hängen unseren Gedanken nach, Zeit haben wir noch genug. Unser Flug nach Dublin (Irland!) startet erst am Abend. Bei einem verspäteten Mittagessen reden wir über unsere Gefühle, die sehr gemischt sind. Wehmut über den Abschied, Erschrecken über das rasch näherrückende Ende unserer Reise, Vorfreude auf Irland und Schottland, Frankreich und Österreich, auf unsere Lieben zu Hause. Bevor wir zu rührselig werden, beschließen wir, unseren Kanada-Bericht fertigzustellen und zu verschicken. So können wir noch einmal die letzten Tage und Erlebnisse Revue passieren lassen und innerlich Platz für die nächsten Abenteuer schaffen. Es funktioniert: Als unser Flug aufgerufen wird, ist die Traurigkeit weg. Wir haben ganz viele Emotionen und Bilder in uns abgespeichert und sind bereit für den letzten Abschnitt unserer Reise ...
Fazit:
Kanada ist riesig, alles befindet sich weit auseinander, es gibt tolle Städte, großzügige Menschen (vor allem Julie und Eric!) und eine große Vielfalt an Kulturen und touristisch interessanten Zielen. Wenn man sich nicht gerade auf einer Reise um die Welt befindet wie wir, sollte man sich vielleicht besser auf kleinere Bereiche des Landes konzentrieren.
Unsere Lektüre:
Lucy Maud Montgomery:
„Anne of Green Gables“,
„Anne of Avonlea“,
„Anne of the Island“
Wir lieben die quirlige Anne, die denkt, dass ihre roten Haare eine Strafe sind, die kein Blatt vor den Mund nimmt, die tagträumt, bei der alles lebt, die Freundschaft ernst nimmt und trotz vieler Schicksalsschläge den Mut nicht verliert. Wir lieben die Sprache der Bücher, die uns in eine andere Zeit mitnimmt und doch eine Geschichte erzählt, die zeitlos ist. Unbedingte Leseempfehlung!
(FN*3) https://balladen.net/fontane/john-maynard/ Stand 31. Juli 2025